Autoren
Markus Gieske
Diplom-Mathematiker
Leonie Ludwig
Online-Redakteurin
Alle deutschen Lebensversicherer sind nach der Mindestzuführungsverordnung (MindZV) dazu verpflichtet ihre Ertragsquellen einmal im Jahr offenzulegen. Die letzten Berichte für das Geschäftsjahr 2020 sind gerade veröffentlicht worden. Die MindZV-Auswertung 2021 der Zahl&Recht GmbH ergab, dass 33 von 81 Lebensversicherern nicht mehr genug Rendite am Kapitalmarkt erzielen konnten, als für die Garantieversprechen an die Kunden notwendig gewesen wäre.
Die finanzielle Situation vieler Lebensversicherer wird zunehmend kritisch. Bereits im Geschäftsjahr 2019 hatten alleine 24 deutsche Lebensversicherer ein negatives Zinsergebnis und konnten dementsprechend nicht mehr genügend Kapitalerträge erwirtschaften, um die versprochenen Garantiezinsen zu decken. Damals fehlten den Versicherern zusammen 752,9 Mio. Euro.
Die aktuellen Veröffentlichungen nach der Mindestzuführungsverordnung zeigen, dass bis zum Ende des Geschäftsjahres 2020 den betroffenen Versicherern insgesamt 1.024 Millionen Euro fehlten, um die Rechnungszinsverpflichtungen erfüllen zu können. Das entspricht einer Steigerung von ca. 36% im Vergleich zum Vorjahr.
Im Geschäftsjahr 2020 konnten 33 von 81 deutschen Lebensversicherern nicht die benötigten Kapitalerträge erzielen, um die Garantiezinsen der Kunden zu decken. Die folgenden Lebensversicherer waren betroffen:
Im Vergleich zum Geschäftsjahr 2019 konnten 17 weitere Lebensversicherer nicht mehr genügend Kapitalerträge erzielen, um ihre Garantiezinsversprechen zu decken. Das waren:
Bei einigen Lebensversicherern hat sich die Situation im Geschäftsjahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr entspannt. Zusätzlich ist die RheinLand Lebensversicherung AG nicht mehr dabei, da ihr Bestand inzwischen von der Credit Life AG geführt wird. 2019 zählten sie alle noch zu dem Kreis der 24 betroffenen Versicherer, bei denen die Garantiezinsverpflichtungen größer waren als die Kapitalerträge. Bei den sieben Versicherern, bei denen sich die Situation entspannt hat, handelt es sich um:
Die Versicherer können seit dem Inkrafttreten des Lebensversicherungsreformgesetzes (LVRG) ein negatives Zinsergebnis mit einem positiven Risikoergebnis oder einem positiven übrigen Ergebnis ausgleichen. Im Ergebnis erhalten die Kunden dann einfach weniger Überschüsse. Lebens- und Rentenversicherungen werden damit noch unattraktiver als Geldanlage.
Versicherungsnehmer sollten den Ertragskennzahlen nicht zu viel Gewicht beimessen. Neben dem Zinsergebnis gibt eine Vielzahl von weiteren Kriterien (wie beispielsweise die Solvenzquote, die Höhe der Bewertungsreserven und die Höhe der Rückstellungen für Beitragsrückerstattung) die für die Bewertung der Solvenz einer Versicherungsgesellschaft relevant sind. Allerdings kann das Zinsergebnis einen ersten Hinweis auf die finanzielle Verfassung des eigenen Versicherers geben. Weitere Informationen zu den einzelnen Versicherern finden Sie in unserem Ratgeber.
Veröffentlicht am 23.10.2021 14:13 Uhr
Update vom 25.10.2021 16:09 Uhr
Bei der Darstellung der Versicherer wurde ein technischer Fehler korrigiert.
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